Cold War Museum Prag

Ein Besuch im Cold War Museum während der Klassenfahrt nach Prag ist ein Blick hinter den Eisernen Vorhang

Prag, die Goldene Stad, bietet unzählige historische und kulturelle Schätze. Doch für Schulklassen, die ein wirklich außergewöhnliches und lehrreiches Abenteur suchen, gibt es hier ein ganz besonders deepes Highlight. Das Cold War Museum Prag im Untergeschoss des Hotel Jalta. Hier tauchen die Schüler in die Atmosphäre des Kalten Krieges ein und erleben während der Klassenfahrt nach Prag ein wirklich einmaliges Relikt aus dieser düsteren Zeit hautnah.

Das Hotel Jalta – Wahrzeichen am Wenzelsplatz und geheimer Atombunker

An einem der berühmtesten Boulevards Europas sticht das Jalta heute als eines der Wahrzeichen Prags am Wenzelsplatz hervor. Ein Stück Stalin-Barock aus der Zeit des sozialistischen Realismus, welches auf der Liste des tschechischen UNESCO-Weltkulturerbes steht. Und als eines der luxuriösesten Boutique-Hotels in Prag bekannt ist.

Nur wenige Angestellte der damaligen Zeit kannten sein Geheimnis. Ein Geheimnis, welches die Schüler während ihrer Klassenfahrt nach Prag heute in den Katakomben des ehemals sakrosankten Etablissements erkunden können. Hier befindet sich nämlich ein Atombunker aus den 1950er Jahren, der als sicherer Rückzugsort für die politische Elite im Falle eines Atomangriffs diente. Über zwei unterirdische Stockwerke erstreckt sich das den Blicken lange verborgene Bauwerk und bietet Platz für bis zu 150 Personen. Die Bonzen der Kommunistischen Partei der Tschecheslowakei sollten dort einen Atomanschlag einen Monat überleben können. Später wurde der Bunker dazu auserkoren, im Falle eines Atomkriegs die militärischen Spitzen des Warschauer Pakts zu beherbergen. Das eigentliche Herzstück hinter den dicken Mauern war aber eine Abhöranlage, mit der alle Hotelgäste belauscht werden konnten.

Spionage im Luxushotel

Noch bis 1998 war die unterirdische Anlage absolut Tabu. Erst neun Jahre nachdem die Samtene Revolution den sozialistischen Spuk in Tschechien beendete, wurde der Bunker aus der Zivilverteidigung ausgegliedert. Selbst die Angestellten des Hotels durften dann erstmals in dieses Labyrinth hinuntersteigen und mit eigenen Augen sehen, worüber bis dahin immer nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde.

Die Mitarbeiter fanden die Räume von fast allem Mobiliar geräumt vor. Nur die altertümliche, heute fast lächerlich wirkende Abhöranlage für sämtliche Hoteltelefone war geblieben. Über der sinistren Apparatur hängt heute noch der Plan für alle Räume des Jalta. Rot gekennzeichnet die Zimmer, in denen die für das Regime besonders interessanten Gäste residierten. Gut betuchte Touristen, Politiker, internationale Waffenhändler, West-Korrespondenten, Könige und Filmstars. Ein illustrer Kreis wurde hier rund um die Uhr abgehört, sämtliche Telefonate mit einem Magnettonbandgerät aufgezeichnet. Was immer am Telefon gesprochen wurde, nichts blieb den neugierigen Ohren verborgen. Völlig verwanzt war auch die zweite Etage, in der über Jahre die westdeutsche Botschaft untergebracht war:

Und beim Belauschen und Ausspionieren der ausländischen Gäste hatte man eine heute fast bizarr anmutende Fantasie. So beschäftigte das Jalta einen Schuhputzer für seine vornehmen Gäste, in dessen Bürste ein Abhörmikrofon installiert war. Einheimische gingen den Männern mit den Micky-Mäusen über den Ohren hingegen kaum ins Netz. Die konnten sich einen Aufenthalt im Jalta nämlich gar nicht leisten. Schon zu sozialistischen Zeiten kosteten die kleinsten Zimmer im Hotel umgerechnet 520 Euro die Nacht.

Die gewaltige Abhöranlage ist heute nur noch Attrappe im Cold War Museum Prag. Bei ihrem ersten Besuch in den Kellergewölben 1998 waren sich die Angestellten des Hause da aber noch nicht so sicher.

Die Abhöranlage im Cold War Museum Prag im Keller des Hotel Jalta.

Ein Rundgang durch den Bunker mit Blick hinter den Eisernen Vorhang

Ein Abstieg in die Niederungen des Hotels Jalta ist gleichzeitig ein Abstieg in die Niederungen der jüngeren Geschichte Tschechiens. Auf 5382 Quadratmetern wird die Klasse hier Zeuge der Zeit des Kalten Krieges. Aber ehe man in den Raum mit der Abhöreinrichtung kommt, muss man durch eine schwere Stahltür hindurch. Bis zu drei Meter dick sind die Stahlbetonmauern, mehrere geheime Fluchtwege führen auf den Wenzelsplatz oder in anliegende Höfen.

Hinter der massiven Pforte des Cold War Museum Prag kommt man zunächst in einen Duschraum zur Dekontamination. Das Wasser dafür kam aus einem riesigen Tank, der eine Etage tiefer die gesamte Länge des Hotels einnahm. Alle Räume wurden zudem über ein völlig autarkes Lüftungssystem versorgt, welches chemische und biologische Kampfstoffe aus der Luft herausfiltern konnte.

Der nun folgende Rundgang auf den Spuren der mittlerweile gut gelüfteten Geheimnisse des ehemaligen Atom- und Abhörbunkers ist eine hochspannende Reise durch die Geschichte der kommunistischen Tschechoslowakei, der tschechoslowakischen Streitkräfte, der Staatssicherheit und des Hotels. Ein Blick hinter den Eisernen Vorhang, den man einmal riskiert haben muss, während die Bilder der tschechoslowakischen „Arbeiterpräsidenten“ auf die Schulklasse herabblicken und martialische Plakate aus kommunistischer Zeit den Sieg des Sozialismus verheißen.

Ein spannender Besuch im Cold War Museum Prag während der Klassenfahrt

Das Cold War Museum Prag wurde 2024 mit dem Tripadvisor Travellers‘ Choice Award ausgezeichnet und gehört damit zu den spannendsten 10 % der Museen weltweit. Das Museum ist täglich zwischen 10:00 -16:00 Uhr geöffnet. Führungen in englischer Sprache finden immer zu vollen Stunde statt. Da der Platz im Bunker begrenzt ist, müssen sich Schulklassen vor jedem Besuch voranmelden und werden, je nach Größe, für eine Führung auf zwei Gruppen aufgeteilt. HIER geht es zur Website des Museums mit allen Details.