Kaum eine andere Metropole vereint so märchenhaft Gotik, Barock, Rokoko und klassizistische Eleganz wie Prag. Alles hier verströmt den Geist vergangener Jahrhunderte und die Pracht einer goldenen Epoche. Welche Schulklasse würde während der Klassenfahrt nach Prag inmitten dieser historischen Kulisse von Türmen und Palästen ausgerechnet eine Bühne für Street Art erwarten? Und doch – Prag überrascht! Die Kirche des Erzengels Michael, des Fürsten des Lichts, ursprünglich 1250 errichtet und im 14. Jahrhundert im gotischen Stil umgestaltet, hat selbst eine bewegte Geschichte. Hier predigte der Reformator und Rektor der Karls-Universität Jan Hus, der später als Ketzer auf dem Scheiterhaufen endete. In jüngerer Vergangenheit diente das sakrale Gemäuer als Lagerhaus und Nachtclub und ist heute Standort des Banksy Museum Prag.
The World of Banksy ist eine Ausstellung mitten im historischen Zentrum Prags, die dem wohl berühmtesten Street-Art-Phantom der Welt gewidmet ist. Ein Ort, der kaum passender gewählt sein könnte, um einen Ketzer der Kunstwelt zu ehren, den Meister der subversiven Street-Art.
Wer ist eigentlich Banksy?
Banksy ist wahrscheinlich der bekannteste Urban-Artist unserer Zeit. Wobei von bekannt im eigentlichen Sinne des Wortes keine Rede sein kann. Banksy, das ist ein Pseudonym, ein Geist. Ein Phantom der provokativen Botschaften und ein ungreifbarer Chronist sozialer Ungerechtigkeiten. Fast alles an Banksy bleibt im Verborgenen, nur seine sozialkritischen Stencils sind offensichtlich.
Doch wer steckt wirklich hinter dem Pseudonym? Diese Frage taucht immer wieder auf, wenn neue Werke des geheimnisvollen Graffitikus auftauchen. Sein richtiger Name könnte Robert Banks lauten oder Robin Gunningham Banksy. Er könnte Teil eines Kollektivs sein oder eine Frau, man weiß es nicht. Sicher scheint nur, dass er aus Bristol stammt, wo er in den 1990er-Jahren der Bristol’s DryBreadZ Crew beitrat. Und ab den 2000er-Jahren mit kontroversen Aktionen in das Licht einer breiteren Öffentlichkeit. Sein Gesicht jedoch wurde nie offenbart und manche fragen sich, ob es sich bei X wirklich um einen einzigen Menschen handelt.
Banksy ist ein Schatten, ein Street-Art-Schelm, der einmal als anonymer Straßenhändler in New Yorks Fußgängerzone seine Werke für einen Schleuderpreis verramscht hat, um gegen den inflationär teuren Kunstmarkt zu intervenieren. 60 Dollar für eine handsignierte Leinwand – und lediglich eine arglose Passantin griff zu. Einmal stellte er inkognito ein eigenes Gemälde im Museum of Modern Art in New York aus, ein anderes Mal verteilte er gefälschte Geldscheine mit dem Bildnis von Lady Di darauf. Unvergessen auch der spektakuläre Streich vom sich selbst zerstörenden Stencil „Mädchen mit Ballon“, das sich bei einer Auktion schredderte. Ein Mechanismus im Rahmen zerstörte das Werk, unmittelbar nachdem der Hammer bei 1,3 Millionen Euro gefallen war.
Fakt ist, die Kunst von Banksy ist kaum zu ignorieren. Seine provokanten Bilder zieren nicht nur Mauern in zahlreichen Metropolen weltweit, sondern finden in den renommiertesten Galerien ihren Platz. Und kosten längst Millionen. Der britische Künstler, der seine Identität seit Jahrzehnten so erfolgreich geheim hält, steht mittlerweile eben nicht nur für Straßenkunst und Kapitalismuskritik – sondern gleichzeitig auch für Kommerz.
THE WORLD OF BANKSY
In den gothischen Gewölben im Banksy Museum Prag entfaltet sich Banksys Welt in all ihrer Vielschichtigkeit. Über 100 Kunstwerke können die Schüler hier während der Klassenfahrt nach Prag bestaunen, darunter ikonische Werke wie „Girl with Balloon“ und „Sweep It Under The Carpet“. Auch weniger bekannte Arbeiten aus Banksys frühen Schaffensjahren ab den späten 90ern sind Teil der Ausstellung. Jedes Werk wurde in Originalgröße reproduziert, viele eigens für diese Schau. Wandmalereien, Grafiken, Projektionen und Werke aus Privatsammlungen lassen Banksys Botschaften lebendig werden. Themen wie Krieg, soziale Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Kapitalismuskritik ziehen sich durch die Schau und spiegeln den ironischen, oft humorvollen, aber stets kritsichen Stil des Künstlers wider. Besonders beeindruckend sind die immersiven Elemente der Ausstellung, bei denen Banksys satirische Straßenkunst im intelligenten Videoformat zum Leben erweckt wird. Zum ersten Mal umfasst eine Banksy-Ausstellung die größte Sammlung von Videoanimationen seiner Kunstwerke. Und ganz im Sinne von Banksys berühmter Aussage „Copyright is for losers“ ist auch diese Ausstellung natürlich zu 100 % unautorisiert und wurde ohne seine Beteiligung organisiert. Auch das gehört zur Street-Art-Attitüde des Phantoms, solche Ausstellungen grundsätzlich nicht zu autorisieren, nicht zuletzt, um den Nimbus der Anonymität zu wahren.
Alle, die sich während der Klassenfahrt nach Prag von Urban-Art mit gesellschaftlicher Relevanz begeistern lassen wollen, erleben im Banksy Museum Prag den ultimativen Clash von Street Art, Historie und sakraler Architektur – ein Kunstgenuss, der seinesgleichen sucht. HIER geht es zu denTickets und aktuellen Öffnungszeiten.