Auf dem Hradschin liegt einer der faszinierendsten Orte Prags – das Prager Loreto. Der barocke Wallfahrtskomplex gehört zu den bedeutendsten religiösen Anlagen Mitteleuropas und beeindruckt mit seiner reichen Symbolik, seiner goldverzierten Schatzkammer, dem berühmten Glockenspiel und einer Atmosphäre, die Glauben, Kunst und Geschichte eindrucksvoll vereint.
Das Herz der vierflügeligen Anlage ist das Heilige Haus von Loreto – eine Nachbildung der legendären Casa Santa, in welcher der Erzengel Gabriel Maria die Geburt des Erlösers verkündete. Ein durchaus mystischer Ort, der den Schülern während der Klassenfahrt nach Prag einen einzigartigen Zugang zu barocker Frömmigkeit, europäischer Kulturgeschichte und der Macht religiöser Bilder eröffnen kann.
Was sind Loreto-Wallfahrtsstätten?
Loreto-Wallfahrtsstätten gehören zu einem besonderen Typ katholischer Heiligtümer, die auf das sogenannte Heilige Haus von Loreto zurückgehen – eine der bekanntesten Marienwallfahrtsstätten der Welt. Der Überlieferung nach stand dieses Haus dereinst in Nazareth und war das Wohn- und Geschäftshaus der Gottesgebärerin und Jungfrau Maria. Nachdem die Kreuzritter mit dem finalen Fall von Akkon im Mai 1291 das Heilige Land für immer verloren hatten, überführten der Legende zufolge Engel das Haus der Heiligen Familie nach Loreto im heutigen Italien.
Ganz prosaisch betrachtet gelangte das Heilige Haus 1294 als Reliquie infolge einer Mitgift auf einen Hügel an der Riviera del Conero. Hier wurde es in der Basilika vom Heiligen Haus in Loreto, einer prachtvollen Wallfahrtsanlage, wieder aufgebaut. Papst Julius II. ließ das schlichte Gemäuer im Jahr 1507 mit einer prunkvollen Marmorfassade umgeben, deren Reliefs heute zu den bedeutendsten Werken der italienischen Renaissance zählen. Das Heilige Haus von Loreto entwickelte sich rasch zu einem der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte weltweit und wurde in ganz Europa vielfach nachgebaut – darunter auch in Prag.
Ein italienisches Heiligtum mitten in Prag
Das Prager Loreto entstand im 17. Jahrhundert als Teil der katholischen Gegenreformation nach dem Sieg der katholischen Liga über den Winterkönig in der Schlacht am Weißen Berg. Im Bemühen, das Interesse der Bevölkerung am Katholizismus wiederzugewinnen, begann in Böhmen eine rege Bautätigkeit. Um die Marienverehrung als konstituierendes Element des katholischen Glaubens zu fördern, entstanden um die 50 Wallfahrtsstätten nach dem italienischen Vorbild. Deren bedeutendste, das Prager Loreto, galt dabei als das wichtigste Symbol des Katholizismus im Geiste der Gegenreformation.
Der Bau des Prager Loreto dauerte von 1626 bis 1750. Im Jahr 1721 wurde die bis heute erhaltene, barocke Front durch Christoph und Kilian Ignaz Dientzenhofer errichtet. Die beiden deutschen Baumeister, die zu den bekanntesten Vertretern des Früh- und Hochbarock gehörten, vereinheitlichten die im Stil verschiedener Epochen errichteten Gebäudeteile zu einem stimmigen Ensemble.
Das Herzstück der Anlage ist die Nachbildung des Heiligen Hauses in der Mitte eines rechteckigen Innenhofs. Dieser ist von einem barocken Kreuzgang und Arkaden umgeben. Später kamen eine Kirche, mehrere Kapellen sowie der markante Glockenturm mit dem berühmten Glockenspiel hinzu. Letzterer beherbergt eines der ältesten funktionierenden Glockenspiele Mitteleuropas. Täglich zwischen 8.00 und 18.00 Uhr erklingt zu jeder vollen Stunde der Barock-Hymnus „Maria, Maria, über die Sonne strahlend“ vom Loreto-Turm.
Die Schatzkammer des Prager Loreto
Ein weiterer Höhepunkt für Besucher – und besonders für kulturhistorisch interessierte Schulklassen – ist die Loreto-Schatzkammer. Sie befindet sich im Obergeschoss des Westtrakts der Wallfahrtsanlage und zählt zu den bedeutendsten Sammlungen liturgischer Kunst in Mitteleuropa. In ihren Räumen sind zahlreiche kunstvoll gearbeitete Objekte aus dem 16. bis 18. Jahrhundert zu sehen – darunter Monstranzen, Kelche, Reliquiare und andere liturgische Gegenstände. Viele dieser Werke stammen aus böhmischen Werkstätten und zeigen die herausragende Qualität der regionalen Goldschmiedekunst.
Obwohl es in der Geschichte der Schatzkammer immer wieder zu staatlichen Plünderungen kam – etwa wenn klamme Staatskassen aufgebessert werden sollten – ist ein bedeutender Teil der Sammlung bis heute erhalten geblieben. Die Schulklasse kann hier noch immer viele kostbare Originale bewundern. Die größte Kostbarkeit, welche die Schüler hier während ihrer Klassenfahrt nach Prag bewundern können, ist die sogenannte „Prager Sonne“ – eine barocke Monstranz aus vergoldetem Silber und mit über 6.000 Diamanten besetzt. Sie gilt als eines der kostbarsten Goldschmiedewerke Europas und zieht Besucher aus aller Welt an.
Fazit
Das Prager Loreto ist mehr als ein architektonisches Schmuckstück: Es ist ein Ort, an dem Geschichte, Glaube, Kunst auf einzigartige Weise zusammenkommen. Für Schulklassen bietet es die Gelegenheit, barocke Frömmigkeit in ihrer schönsten Form zu erleben – und dabei ein faszinierendes Kapitel europäischer Religions- und Kulturgeschichte während der Klassenfahrt nach Prag hautnah zu entdecken.
Extra-Tipp: Der sakrale Gebäudekomplex des Prager Loreto auf dem Hradschin ist als barocker Pilgerort heute ähnlich berühmt wie die Statue des Prager Jesuleins, die als wundertätiges Symbol tief verwurzelter Volksfrömmigkeit gilt und jährlich Tausende Gläubige und Touristen aus aller Welt anzieht.
Eintrittspreise und Öffnungszeiten
Öffnungszeiten:
- April bis Oktober: 9:00 bis 17:00 Uhr
- November bis März: 9:30 bis 16:00 Uhr
- Letzte Besichtigung 30 Minuten vor Schließung
Eintrittspreise:
- Erwachsene: 260 CZK
- Ermäßigt (Schüler, Studenten, Senioren): 160 CZK
- Kinder von 6-15 Jahren: 130 CZK
Führungen für Schulklassen sind nach vorheriger Anmeldung möglich und können individuell gestaltet werden.
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